Die Kunst, Top-Industriepersönlichkeiten zu interviewen meistern

Das Interviewen erfolgreicher Persönlichkeiten aus der Industrie gilt als Königsdisziplin journalistischer Arbeit. Dieser Prozess verlangt nicht nur fachliches Wissen, sondern auch die Fähigkeit, sich schnell auf Gesprächspartner einzustellen, relevante Fragen zu stellen und dabei einen vertrauensvollen Dialog herzustellen. In diesem Leitfaden erfahren Sie, wie Sie sich optimal auf Interviews mit Branchenführern vorbereiten, während des Gesprächs souverän agieren und die besten Aussagen für Ihre Publikation gewinnen. Die folgenden Abschnitte zeigen praxisnahe Strategien, mit denen Sie auf Augenhöhe mit Top-Entscheidern kommunizieren und Interviews außergewöhnlich gestalten.

Vorbereitung: Recherche und Strategie

Das Herzstück jedes gelungenen Interviews ist eine akribische Recherche. Sie umfasst die umfassende Analyse von Unternehmensberichten, Presseartikeln, bisherigen Interviews sowie Social-Media-Auftritten des Interviewpartners. Wer Zusammenhänge erkennt, Branchentrends versteht und die spezifischen Leistungen des Interviewten kennt, stellt deutlich informiertere Fragen. So gelingt es Ihnen, Themen anzuschneiden, die bisher vielleicht noch unangetastet blieben. Ein tiefergehendes Wissen zeigt dem Gesprächspartner zudem Respekt und Seriosität und trägt dazu bei, eine angenehme Grundstimmung zu schaffen, in der sich der Interviewte öffnet und wertvolle Einblicke gewährt.

Die Gesprächsführung: Dialog auf Augenhöhe

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Einstieg und Atmosphäre schaffen

Der Beginn eines Interviews entscheidet maßgeblich über seinen weiteren Verlauf. Es empfiehlt sich, das Gespräch mit einem thematischen Aufhänger oder einer persönlichen Bemerkung zu eröffnen, die auf das Werk oder die Erfolge des Interviewten Bezug nimmt. So vermitteln Sie sofort aufrichtige Wertschätzung und vermeiden es, distanziert oder rein sachlich zu wirken. Ein offenes, warmes Einstiegssetting nimmt Anspannung und ebnet den Weg für ein vertrauensvolles Miteinander. Gleichzeitig ist es wichtig, bereits beim Einstieg Sicherheit zu vermitteln, indem Sie Ihre Gesprächsstruktur kurz erläutern und etwaige Zeitvorgaben ansprechen.
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Flexibilität im Gesprächsverlauf

In jedem hochwertigen Interview ergeben sich Momente, in denen das Gespräch vom ursprünglichen Leitfaden abweicht. Hier zahlt sich Ihre Flexibilität aus: Je nachdem, wie Ihre Gesprächspartner reagieren, können Sie bestimmte Themen vertiefen oder unvorhergesehene Anknüpfungspunkte gezielt nutzen. Wichtig ist, dass Sie aufmerksam zuhören und den roten Faden stets im Blick behalten. Manchmal bringt gerade ein scheinbar nebensächlicher Aspekt den entscheidenden Erkenntnisgewinn. Erfolgreiche Interviewer zeichnen sich dadurch aus, dass sie spontan reagieren, Unsicherheiten überbrücken und eigensinnige Wendungen produktiv aufgreifen.
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Umgang mit heiklen Themen und kritischen Nachfragen

Insbesondere beim Gespräch mit Spitzenkräften der Industrie lassen sich heikle Themen kaum vermeiden. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt: Formulieren Sie kritische Fragen stets höflich und sachorientiert, ohne an Klarheit einzubüßen. Geben Sie dem Gegenüber die Möglichkeit, auf schwierige Aspekte einzugehen, ohne sich bedrängt zu fühlen. Gelingt es Ihnen, eine kritische Grundhaltung mit Empathie zu verbinden, fördert das nicht nur den Erkenntnisgewinn, sondern festigt auch Ihren Ruf als kompetenter und fairer Gesprächspartner. Die Bereitschaft, nachzuhaken, sobald Antworten ausweichen oder unklar sind, macht Interviews tiefgehend und glaubwürdig.

Die eigene Persönlichkeit einbringen

Ein gelungenes Interview lebt vom offenen Austausch. Bringen Sie behutsam Ihre eigene Persönlichkeit ein: Teilen Sie eigene Beobachtungen und Einschätzungen, ohne die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Zeigen Sie, dass Sie die Themen nicht nur verstandesmäßig nachvollziehen, sondern auch ein persönliches Interesse haben. So entsteht ein Gespräch von Mensch zu Mensch, in dem auch Ihr Gegenüber bereitwilliger einen authentischen Einblick gibt. Authentizität bedeutet, nicht ständig eine professionelle Rolle zu spielen, sondern auch mal eigene Unsicherheiten oder Überraschung zuzulassen.

Empathie als Schlüssel zum Erfolg

Empathisch zu sein heißt mehr, als nur Verständnis für die Sicht des Anderen zu zeigen. Es bedeutet, aktiv zuzuhören und auch Zwischentöne wahrzunehmen. Wer sich wirklich in die Lage seines Gesprächspartners versetzt, stellt gezieltere und tiefgründigere Fragen, die über oberflächliche Standardantworten hinausgehen. Besonders bei Top-Managern, die häufig von Routinefragen gelangweilt sind, überzeugt ein empathischer Gesprächsstil und eröffnet Zugang zu persönlichen Hintergründen und Motivationen. Ihre Gesprächspartner merken schnell, ob Sie echtes Interesse an ihren Antworten haben – und reagieren meist mit Offenheit.